Die Lehre der Stoa gibt eine klare Handlungsanleitung, wie wir an schwierige Aufgaben herangehen sollen. Das Überraschende ist: Die Stoa, die einen Hang zu Strenge und Pflichterfüllung hat, zeigt sich hier fast milde, richtiger wäre: realistisch. Denn ausdrücklich wird weder Perfektion noch das Erreichen des Ziels gefordert. Dies bedeutet nicht, dass Nachlässigkeit geduldet wird. Ein Stoiker sollte nie halbherzig, sondern immer ganz bei der Sache sein! Dann allerdings – und das macht den Unterschied – kann und sollte er gleichgültig gegenüber dem Ergebnis sein.
Die stoische Haltung, die dahinter steht, wird durch das Bild vom Bogenschützen verdeutlicht. Der Bogenschütze hat nämlich nur Einfluss auf seinen Schuss bis zu dem Moment, wo er die Sehne loslässt und der Pfeil den Bogen verlässt. Es steht nicht mehr in seiner Macht, ob der Pfeil das anvisierte Ziel trifft. Dennoch ist die bestmögliche Vorbereitung des Schusses für die Treffgenauigkeit entscheidend.
Das bedeutet: Wer beispielsweise vor einem wichtigen Tennismatch steht, von dem kann man eine ernsthafte Vorbereitung durch Training und Strategieplanung sowie volles Engagement und Konzentration beim Spiel erwarten. Alles andere – und insbes. ein Sieg – steht aber außerhalb des Einflusses des Spielers. Vielleicht stehen Sie auch vor einer langen Reise. Die Lehre der Stoa gebietet dazu zwar eine umsichtige Reisevorbereitung – z.B. Auto checken, Ausruhen vor der Fahrt etc. – und besonnenes, nicht zu schnelles Fahren, empfiehlt jedoch für alles Weitere nur Gelassenheit – selbst angesichts von Staus oder Unfällen.
Entscheidend ist für einen Stoiker, der vor einer Aufgabe steht, immer nur, alles getan zu haben, was in seiner Macht steht, aber dann gleichmütig gegenüber dem Ergebnis zu sein.
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