Eine weitere stoische Übung für den Alltag besteht darin, in der Betrachtung einer schwierigen Situation eine Sicht von oben – eine Vogelperspektive – einzunehmen oder sogar – mit noch weiterem Abstand – alles aus einem kosmischen Blickwinkel zu betrachten. Für diese Übung treten Sie aus sich heraus und betrachten sich und ihre Umgebung aus immer größer werdendem Abstand. Stellen Sie sich – möglichst bildlich – vor, wie Sie in der Selbstbetrachtung immer weiter herauszoomen – aus dem Zimmer, dem Haus, der Stadt und dem Planeten bis in die Weiten des Kosmos. Dies kann dabei helfen, unser Festklammern an den trivialen Dingen des Lebens zu lösen, indem wir unseren Geist über das Gewöhnliche und Banale hinaus bewegen und unsere Perspektive weiten. Wir regen uns dann weniger über die alltäglichen Dinge auf, wenn wir sie in einer winzig kleinen Ecke des Kosmos sehen.
„Betrachte das Universum, die Materie und wie wenig du daran Anteil hast. Denke an die Zeitläufe und wie kurz – nur ein Augenblick – dein Anteil daran ist. Denke an die Fügungen des Schicksals und wie unendlich klein deine Rolle darin ist.“ (Mark Aurel)
Als ein anderer Aspekt der Übung ist es auch hilfreich, über die größeren Zusammenhänge zu reflektieren, die den Kosmos und unsere Welt wie auch uns erschaffen haben, und darüber nachzudenken, dass man selbst nur ein Teil eines größeren natürlichen Entwicklungsprozesses ist. Dadurch werden viele Probleme relativiert, die aus persönlicher Sicht vielleicht riesengroß erscheinen.
„Viele unnötige Anlässe zu Deiner Beunruhigung, die nur auf Deiner falschen Vorstellung beruhen, kannst Du aus dem Weg schaffen und Dir selbst unverzüglich einen weiten Spielraum eröffnen; umfasse nur mit Deinem Geiste das ganze Weltall, betrachte die ewige Dauer und dann wieder die rasche Verwandlung jedes einzelnen Gegenstandes; welch kurzer Zeitraum liegt zwischen der Entstehung und Auflösung der Geschöpfe; wie unermesslich ist die Zeit, die ihrer Entstehung voran ging, wie unendlich gleicherweise die Zeit, die ihrer Auflösung folgen wird.“ (Mark Aurel)
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